Notiz von H. Rittershausen, 8.5.1948, an U.v. Beckerath:

 

"Brauchen Sie 1 Neubau oder 1 Anderes System? Kann senden!

 

Sie verurteilen z.T. Paragraphen, die Sie damals mitgemacht haben! Verstehe das aber."

 

Antwort von U. v. Beckerath, 29.V.48:

 

Ein "anderes System" habe ich noch.

 

Sie und ich mussten damals einige Konzessionen machen, weil Bruening die Entwuerfe sonst nicht einmal gelesen haette. Auch wuerde unser Verbindungsmann Munzer damals einen so weitgehenden Entwurf, wie er heute am Platze ist, nicht mitgemacht haben - - ebenfalls aus dem Grunde, weil ja eine richtige Notverordnung erlassen werden sollte, diese aber damals auf Grund eines ganz konsequent durchgefuehrten richtigen Systems nicht zu erreichen war.

You remember!                                          gez. Bth. 29.V.48.

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Dieser Meinungsaustausch, zusammen mit dem folgenden Brief vom gleichen Tage und vielen anderen Briefen von 1948 lag in einer von Prof. Rittershausen's Mappen betreffend die 2. Fassung von "Das Andere System", bereits verfilmt in Peace Plans No. 394. J.Z. 14/9/83

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29.V.48.

Lieber Herr Rittershausen,

 

es kann sehr wohl sein, dass die alte Goldmark heute nicht mehr der beste Wertmesser fuer Deutschland ist und daher durch einen aendern ersetzt werden sollte. Nimmt man das an, dann ist aber gewiss nicht ein Bruchteil, wie etwa eine halbe alte Goldmark, der beste Wertmesser, sondern dann ist das Gramm Feingold der beste Wertmesser. Schon bei den Erwaegungen ueber eine neue Reichswaehrung im Jahre 1870 hat ein damals bekannter Oekonomist (habe den Namen vergessen, und seine Abhandlung ist mir verbrannt) das Gramm Feingold als Wertmesser vorgeschlagen. Seitdem ist der Vorschlag mehrmals wiederholt worden, zuletzt - - meines Wissens - - von Follin, der ganz von selbst darauf gekommen ist. Im Grunde waere die Akzeptation des Grammes Feingold eine Wiederbelebung der alten "Libra-Waehrung", ueber deren Vorzuege wir ja einig sind.

Ich bin - - wenn die alte Goldmark wirklich nicht mehr verwendbar sein sollte - - fuer das Gramm Feingold als Wertmesser.

Roscher haelt den Kupferzusatz bei Goldmuenzen fuer ganz ueberfluessig. Ich gehe noch weiter und halte ihn fuer schaedlich. (Nicht technisch - - darueber moegen andere urteilen - - sondern oekonomisch.)

Nach den Erfahrungen mit aus Feinsilber hergestellten Silbermuenzen halte ich auch bei Silbermuenzen einen Kupferzusatz fuer ueberfluessig und sogar fuer oekonomisch schaedlich.

Dass ein Pfund Feinsilber heute fast genau ein altes, englisches Geldpfund wert ist - - was es eigentlich auch sein sollte - - ist beachtlich.

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Auf jeder Muenze sollte aufgepraegt sein:

1) Laenge des Durchmessers in mm,

2) Dicke in mm.

3) Gewicht in Gramm,

4) Feingehalt (also z.B. 1000 ‰,

5) Datum der Auspraegung,

6) Ort der Auspraegung,

7) Der Muenzherr,

8) Der Muenzmeister,

9) Die gesetzlichen Bestimmungen ueber die "Toleranz".

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Mit bestem Gruss

Ihr

gez. U.v.Beckerath.

 

(Rittershausen hat den letzten Absatz im Original doppelt angestrichen! J.Z. 14.9.83.)

 

 

 

 

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First published in: Ulrich von Beckerath: Zur Freiheit, zum Frieden und zur Gerechtigkeit; Gesammelte Briefe, Papiere, Notizen, Besprechungen. PEACE PLANS 439 (Mikrofiche), Berrima, Australia, 1983. Page 1261.